Referat für Dschinnen

Rolf Seelmann-Eggebert im Gespräch mit S.M. König Abdarahman der Dschinnen

Das Interview wurde aufgezeichnet, und folgende Auszüge wurden vom Hofmarschallamt der Dschinnen zur Veröffentlichung freigegeben.

Rolf Seelmann-Eggebert (c) Seelmann-Film
Rolf Seelmann-Eggebert (c) Seelmann-Film

HAMBURG (BAfmW) – In seinem Bemühen, mehr über Dschinnen in der modernen Welt zu erfahren, hat das Bundesamt für magische Wesen den versierten Adelsexperten und Hofberichterstatter Rolf Seelmann-Eggebert gewinnen können, um einen ersten offiziellen Kontakt zu einem der Höfe der royalen Dschinn-Familien herstellen zu können. Es hat lange gedauert, bis das äußerst protokollbewußte Hofmarschallamt von König Abdarahman, dem Nachfolger von König Schamhurisch, überzeugt werden konnte, daß dem BAfMW und natürlich auch der Bundesregierung an einem echten Kontakt zu den Reichen der Dschinnen gelegen ist.

Das Interview wurde aufgezeichnet, und folgende Auszüge wurden vom Hofmarschallamt der Dschinnen zur Veröffentlichung freigegeben. Der NDR wird den vollen Beitrag zu einem späteren Zeitpunkt ausstrahlen.

 

Royalty mit einem Exklusivinterview von Rolf Seelmann-Eggebert

Rolf Seelmann-Eggebert: „Majestät, zunächst einmal möchte ich mich bedanken, dass Euer Majestät mich überhaupt empfangen. Es ist ein Novum in der Geschichte von Royalty-TV.“

König Abdarrahman: „In der Tat, ein Novum, in der Tat.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Nun sind wir alle neugierig, denn das Königreich der Dschinnen ist unseren Zuschauern ja gänzlich unbekannt. Was dürfen unsere Zuschauer erwarten?“

König Abdarrahman: „Zunächst einmal ist es nicht ein Reich, es gibt sieben Königreiche der Dschinnen …“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Sieben? Sieben völlig unbekannte Königreiche … Aber entschuldigen Sie, Majestät, ich habe Sie unterbrochen!“

Der Djebel Toubkal ist Sitz des Königs der Dschinnen
Der Djebel Toubkal ist Sitz des Königs der Dschinnen

König Abdarrahman: „… von denen das meine über den Djebel Toubkal in Marokko erreichbar ist.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Ein völlig unbekanntes Land. Man liest ja nur in alten Märchenbüchern über Dschinnen.“

König Abdarrahman: „Ja, mein Vater hatte sich für eine Politik der Isolation entschieden, und die anderen Könige hatten sich ihm angeschlossen. Das geht auf die Zeit zurück, in der König Salomo eine Rolle spielte. Ein umstrittener Politiker, der tausende meiner Landsleute in winzigen Öllampen und Teekannen einsperrte und noch im Tod Schrecken verbreitete.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Das wußte ich nicht. Furchtbar. Das sollte tatsächlich ans Tageslicht. Was können Sie den Zuschauern von Royalty dazu berichten?“

König Salomo ließ Dschinnen verfolgen

Wunderlampen arabischer Dschinnen fallen nicht unter das EU-Glühlampenverbot.
Wunderlampen arabischer Dschinnen fallen nicht unter das EU-Glühlampenverbot.

König Abdarrahman: „Noch heute werden alte Öllampen, Teekannen oder Amphoren gefunden, die mit einem Bleisiegel verschlossen sind, auf denen sich das Siegel des Salomon befindet. Öffnet man sie, dann entweicht ein meistens völlig traumatisierter Marid, und ich sage Ihnen und Ihren Zuschauern, das ist nicht immer vorteilhaft für den Finder. Deswegen eine herzliche Bitte, solche Funde entweder dem Bundesamt für magische Wesen zu melden oder direkt zum Djebel Toubkal zu bringen. Unsere Psychologen kümmern sich dann um unsere Landsleute.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Euer Majestät sehen mich aufs tiefste erschreckt. Ein hartes Schicksal, das Euer Majestät da beschreiben.“

König Abdarrahman: „Salomos Schreckensherrschaft liegt nun aber schon lange zurück und die jüngeren Dschinnen-Könige sind wie ich der Ansicht, daß die Zeit der Heimlichtuerei ein Ende haben muß. Das Verbot hat sich auch nur schwer durchsetzen lassen.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Majestät, gab es denn in der Vergangenheit Kontakte zwischen Menschen und Dschinnen?“

König Abdarrahman: „Im Altertum jede Menge. Das Wort Dschinn, übersetzt Dämon, bedeutet ja eigentlich nichts Negatives. Wer eine klassische Bildung hat, der weiß, dass das griechische Wort δαίμων Dämon eine warnende Stimme des Gewissens bezeichnet. Ein Geist, der im Gewissen eine mahnende Stimme ertönen läßt. Früher lebten wir Dämonen ganz nett unter den Menschen, man traf sich gelegentlich, tauschte sich aus – wie das so ist unter Nachbarn.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Und heute gibt es nur noch sporadische Kontakte?“

König Abdarrahman: „Wenn Sie wüßten! Gerade die jungen Dschinnen, und so mancher Ifrit und Marid – einige kenne ich persönlich aus Studentenzeiten – haben sich daraus nahezu einen Sport gemacht, dieses Verbot zu übertreten. Wir haben uns manchmal sogar als Studenten das Taschengeld aufgebessert. Kleine Jobs in der Filmbranche, die ganzen Spezialeffekte in den Horrorfilmen – fragen Sie mal Steven Spielberg und Roland Emmerich – das geht alles auf uns Dschinnen zurück. Und wir sind damals mit einem Hungerlohn abgespeist worden. Hollywood hat das schamlos ausgenutzt.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Aber Sie sagten doch, dass Ihre Reiche total abgeschottet waren. Wie kam es dann, dass Sie außerhalb studieren konnten?“

König Abdarrahman: „In den letzten Jahren seiner Regentschaft erkannte König Schamhurisch, dass die Abschottung nicht mehr lange aufrecht zu erhalten sein würde. Ich durfte dann in Sandhurst an der Militärakademie studieren. Tolle Zeit damals. Ich habe den späteren Sultan Qabus von Oman kennengelernt.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Der hatte ja das gleiche Problem mit seinem Vater. Das Sultanat Oman war bis 1970 auch nahezu total isoliert.“

König Abdarrahman: „In der Tat. Ihm haben dann die Briten geholfen, seinen Vater zu stürzen und seitdem modernisiert Qabus sein Land. Netter Kerl.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Faszinierend. Eine große Aufgabe, die Euer Majestät wahrnimmt. Unsere Zuschauer wollen sicher wissen, wie Euer Majestät Leben in den frühen 80ern so war. Was macht man als junger Prinz der Dschinnen so?“

Die Jugend des Dschinnen-Königs in Sandhurst

König Abdarrahman: „Meine Jugend war überhaupt nicht glamourös. Gar nicht vergleichbar mit dem Leben der heutigen Partyprinzen wie Harry von England. Ich beneide ihn manchmal. Mein Vater erlaubte zwar, dass meine Freunde und ich außerhalb des Reiches studieren durften, aber wir hatten einen furchtbaren Aufpasser an der Seite. Und dann die Doppelbelastung. Tagsüber der militärische Drill, und abends dann die Magiekurse. Es war manchmal die Hölle! Wobei ich ihm im nachhinein dankbar bin, er hatte nur unser Bestes im Sinn und man darf natürlich nicht vergessen, was er für ein persönliches Schicksal hatte.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Es ehrt Euer Majestät, dass Euer Majestät das Andenken dieses … äh…. Dschinns hochhalten. Dürfen wir erfahren, wer er war?“

König Abdarrahman: „Natürlich. Sie kennen ihn ja auch. Mittlerweile lebt er still und zurückgezogen auf dem Land und züchtet Rosen bei Jericho. Baal Schebul von Ekron war mein Erzieher.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Ich fürchte, ich muß passen. Wollen Euer Majestät uns Euer Majestät Erzieher vielleicht näher vorstellen?“

König Abdarrahman: „Ja, das ist sein tragisches Schicksal, man erinnert sich an ihn nur unter seinem Nom de guerre. Und der war noch nicht einmal selbst gewählt. Sie kennen ihn als Beelzebub.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Euer Majestät wurden vom Teufel erzogen?????“

König Abdarrahman: „Sehen Sie, auch Sie unterliegen diesem gewaltigen Missverständnis. Baal Schebul war der Stadtpatron von Ekron im Lande der Philister und hat dort ein Leben als Orakel und landwirtschaftlicher Berater geführt. Die Bevölkerung und auch König Ahasja von Israel kam und fragte ihn um Auskunft. Oder bat ihn um Tipps, wie sie ihren Acker bestellen sollten. Meistens hat Baal Schebul sich in Naturalien bezahlen lassen, mehr als Kost und Logis wollte er gar nicht.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Euer Majestät verwirren mich …“

König Abdarrahman: „Und dann kam dieser Emporkömmling Jahwe, ein Schutzgott der Ratten und Pestilenz. Der hat sich quasi hochgeschlafen bei den Stämmen der Umgebung. Er erklärte sich zum alleinigen Gott und damit begann der ganze Ärger. Der Typ ist wirklich eine üble Pestbeule auf dem Arsch der Menschheit, wenn man so sagen darf. Drei Versuche hat er gestartet, um seine Bücher allgemeinverbindlich zu machen. Erst hat er den  Juden ein altes Testament untergeschoben, dann den Christen noch ein neues Testament angedreht und zum Schluß auch noch den Muslimen ein Buch untergejubelt.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Euer Majestät sehen mich fassungslos. Sie wollen sagen, daß Gott eine Ratte ist? Verantwortlich für Pestilenz?“

König Abdarrahman: „… war, er war es, lieber Herr Seelmann-Eggebert. Sehen Sie, wir Dschinnen leben auch nicht ewig. Mein Vater Schamhurisch starb vor ziemlich genau fünfzig Jahren. Aber der Typ, den Sie als Jahwe, Gott oder Allah kennen, der ist schon viel länger tot. Wir wissen nicht genau, wann er starb. Die letzten fünfhundert Jahre wollte von uns Dschinnen niemand mit ihm etwas zu tun haben. 3000 Jahre Verleumdung, üble Nachrede und Verfolgung, das zehrt an der Substanz eines jeden Dschinns, egal ob Dschinn, Marid oder Ifrit.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Euer Majestät sehen mich über die Maßen überrascht. Was erwarten Sie denn nun von der Zukunft?“

Beitrittsverhandlungen der Dschinn-Königreiche zur Europäischen Union

König Abdarrahman: „Zunächst einmal Gerechtigkeit. Baal Schebul wurde übel mitgespielt. Es geht nicht um Geld, aber zumindest moralische Wiedergutmachung. Und diese Verfolgung muß ein Ende haben. Schebul wünscht sich nichts mehr, als in Frieden seiner alten Tätigkeit nachgehen zu können. Ich denke, wenn man ihm eine Beratertätigkeit bei der Forschungsgruppe Wahlen anböte, würde ihn das sehr glücklich machen. Da könnte er sich gut einbringen. Keiner beherrscht wie er das Lesen aus Eingeweiden oder das Deuten des Kaffeesatzes.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Das hört sich nach einer WinWin-Situation für alle an.“

König Abdarrahman: „Sie sagen es. Natürlich würden wir erwarten, dass die völlig ungerechtfertigte Verfolgung von Baal Schebul in allen Druckerzeugnissen künftig unterbleibt. Ebenso wäre eine Aufarbeitung dieser bedauerlichen Vorgänge unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten angebracht. Vielleicht unter Einbeziehung eines Runden Tisches. Wir Dschinnen sträuben uns nicht gegen die Wissenschaft, nur gegen Aberglauben.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Wenn Majestät erlauben, unsere Zuschauer wollen sicher etwas über den Hof des Königs der Dschinnen erfahren. Welche Rolle spielt der König der Dschinnen heutzutage?“

Der Hof des Königs der Dschinnen

König Abdarrahman: „Ach, im großen und ganzen repräsentieren wir Dschinn-Könige – es gibt ja insgesamt sieben – die Gemeinschaft der Dschinnen nach außen. Eine prachtvolle Hofhaltung orientalischen Zuschnitts wie einige sich das sicher vorstellen, die gibt es bei uns nicht. Warum auch? Wenn man so lange lebt wie ein Dschinn, wird das ganze Zeremoniell irgendwann langweilig.

In den guten, alten Zeiten, denken Sie an die Entstehungsgeschichte der Geschichten aus 1001 Nacht, war so mancher Dschinn auch daran beteiligt, Liebende zusammenzuführen. Es gab auch Beziehungen zwischen Dschinnen und Menschen, die sehr gut funktionierten. Ich selber habe seinerzeit eine gewisse Sylvia Sommerlath kennengelernt …“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Nein wirklich! Sie kennen Königin Sylvia von Schweden. Das müssen Majestät näher erklären. Wie war sie denn so?“

König Abdarrahman: „Sie war damals noch nicht Königin. Eine reizende Frau, elegant und intelligent. Kennengelernt habe ich sie als blutjunger Dschinn 1972 bei den Olympischen Spielen. Aber leider hat sie sich dann für diesen schwedischen Schnösel entschieden.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Das klingt so, als hätten Euer Majestät mehr im Sinn gehabt …“

König Abdarrahman: „Ja natürlich, gern hätte ich sie zu meiner Königin gemacht. Aber damals war die Zeit noch nicht reif, ich nehme es ihr auch nicht übel. Gleichwohl, die Wunde in meinem Herzen schwärt immer noch. Wenn ich mir vorstelle, dass ABBA zu unserer Hochzeit gespielt hätte.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Majestät werden verzeihen, wenn ich nachfrage. Wäre denn eine Eheschließung überhaupt möglich gewesen?“

König Abdarrahman: „Schwierig, aber nicht unmöglich. Uns Dschinnen wird ja immer – insbesondere von religiös imprägnierten Personen – ein eher körperlich betontes Interesse an Männern und Frauen nachgesagt. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es durchaus Beispiele gibt, wo Ehen zwischen Dschinn und Menschen funktionierten und zu Nachwuchs führten. Bilqis, die Königin von Saba, war die Tochter eines Mannes und einer Dschinniyah, das ist belegt bei Badr al-Din al-Schibli, einem syrischen Richter. Und auch der moderne Autor Ralf König berichtet in „Dschinn Dschinn“ von der langjährigen Beziehung eines Dschinns zu einem Mann.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Zwischen einem Dschinn und einem Mann? …. Äh… So wäre es vorstellbar, dass wir in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft von einer royalen Hochzeit vom Hofe des Königs der Dschinnen berichten könnten?“

König Abdarrahman: „An uns soll es nicht liegen. Sehen Sie, Menschen wie Dschinnen wollen Kontinuität, gerade in unruhigen Zeiten. Hochzeiten und kleine Prinzen und Prinzessinen, das ist Kontinuität.“

Dschinnen-Königreiche legen Wert auf Kontinuität

Rolf Seelmann-Eggebert: „Wie stellen Majestät sich denn die künftigen Beziehungen zwischen den Dschinn-Königreichen zu den menschlichen Staaten vor?“

König Abdarrahman: „Zunächst einmal wünschen sich die Dschinnen offenere Grenzen und freien Verkehr. Die bisherige Form, unter Einbeziehung schwarzmagischer Rituale, das ist doch sehr unbefriedigend.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Majestät, das Thema Magie, noch dazu schwarze Magie, das ist doch … nun ja … sehr umstritten.“

König Abdarrahman: „Zu Recht, völlig zu Recht. Auch wenn wir Dschinnen der magischen Evolution entstammen, die parallel zu den Darwinschen Theorien ablief, so ist das doch ein mit vielen Missverständnissen behaftetes Thema. Zunächst einmal muß gesagt werden, dass so eine Beschwörung für den Dschinn sehr unangenehm ist. Und manche Dschinnen, gerade die älteren und mächtigen Marid, reagieren dann schon einmal ungehalten, was negative Folgen haben kann. Andere Formen der Beschwörung kennen den Einsatz von Milch und Sperma, und manche unserer jungen männlichen Dschinnen können da einfach nicht nein sagen.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Äh …ja … interessant. Gäbe es denn andere Möglichkeiten, um sich auszutauschen? Wie stellen sich Majestät das im einzelnen vor?“

König Abdarrahman: „Tourismus! Unsere Reiche haben einiges zu bieten. Seltene magische Tierarten, wie Pfauendrachen, Sphingen oder den Senmurv, kann man in unseren Reichen beobachten. Aber auch der Phönix läßt sich gelegentlich sehen, für Vogelliebhaber ein absolutes Highlight. Und Kinder könnten ihre Ferien bei uns verbringen, wir haben einen Ponyhof mit lauter Einhörnern! Soweit ich weiß, laufen schon die ersten Anfragen über die Redaktion der Wendy. Prinz Charles war übrigens auch schon da, wir haben für ihn einen magischen Zugang über die Highlands eingerichtet. Er macht sich auch sehr stark für uns Dämonen. Wir sind im Austausch, einige Dämonen leben als Pflanzen getarnt in der Duchy of Cornwall.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Was hätten die Königreiche der Dschinn den Menschen noch zu bieten?“

König Abdarahman: „Entertainment! Wir verstehen uns natürlich traditionell gut darauf, Schrecken zu verbreiten. Wobei es natürlich Unsinn ist, uns das Streben nach Weltherrschaft zu unterstellen. Auch wenn es heute kaum noch ausgeübt wird, wer mal so eine richtig üble Besessenheit mitgemacht hat, der weiß, wovon ich rede! Oder – die abgemilderte Form, die eignet sich gut für Schüler, die Fremdsprachen lernen wollen. Ich sehe es schon vor mir: Mit fremden Zungen reden – fragen Sie Ihren netten Dämon von nebenan!“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Eigentlich sollte man erwarten, dass Ihre Bestrebungen, die Königreiche der Dschinnen zu öffnen, auf Zustimmung stoßen.“

König Abdarrahman: „Ich kann Ihnen versichern, dass die Bevölkerung voll und ganz hinter mir steht, ebenso die anderen Könige der Dschinnen. Und es gibt ermutigende Signale aus Deutschland. So hat die Konferenz der für die Integration zuständigen Fachminister und Staatsekretäre auf ihrer neunten Konferenz in Magdeburg beschlossen, dass Deutschland sich zu einer ‚Willkommensgesellschaft“ entwickeln solle und ein klares Bekenntnis zur Zuwanderung abgelegt.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Euer Majestät sind sehr gut informiert.“

König Abdarrahman: „Ja, das las ich letztlich in einem Bericht von dpa (Dschinn Presse Agentur). Ich könnte mir vorstellen, dass wir einen Beitrag zum Großflughafen BER liefern könnten. Allerdings scheint mir das deutsche Baurecht auch für unsere im Schnellbaugeschäft erfahrenen Marid eine Herausforderung zu sein.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Eingangs sprachen Majestät davon, dass Majestät im Filmgeschäft tätig waren und bei Produktionen mitgewirkt haben. Welche wären das?“

König Abdarrahman: „Ich habe lediglich kleine Statistenrollen gespielt, mehr ließ mein Vater nicht zu. Aber meine ältere Schwester hat in „Der Exorzist“ einige Szenen gespielt. Die bekannten Szenen, die die Besessenheit der Regan Teresa MacNeil zeigte, das war meine Schwester. Offiziell hieß es immer, da sei Erbsensuppe zum Einsatz gekommen. Und nur wenige wissen, daß Linda Blair längst nicht alle Szenen gespielt hat. Meine Schwester Nedjma trat unter dem Namen Eileen Dietz auf. Allerdings durfte unser Vater davon nichts wissen, er wäre entsetzt gewesen, wenn er gehört hätte, was Nedjma für Texte hatte.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Und, um auf die Politik zurückzukommen, was schwebt Majestät da genau vor?“

König Abdarrahman: „Natürlich die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen, die volle Anerkennung als Bundesstaat teilsouveräner Nationen und ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Am Ende sollten Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union stehen.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Majestät, wieso ausgerechnet die Europäische Union?“

König Abdarrahman: „Unsere Königreiche wollen investieren, im Lauf der Geschichte haben sich doch große Vorkommen an Edelmetallen, seltenen Erden und Edelsteinen bei uns angesammelt. Und im Gegenzug sind die Königreiche der Dschinnen an technischen KnowHow interessiert. Jeder junge Dschinn schwärmt für guten Capucchino und Cafe Latte! Das ist eine große Mode geworden und für gute Kaffeemaschinen werden auf dem Schwarz-Magie-Markt Preise gezahlt, das liegt jenseits von Gut und Böse!“

Prinz Faisal (in den Audienzsaal stürmend): „Prosecco ist auch in Ordnung! Für einen guten Prosecco könnt‘ ich morden. Was geht ab?“

König Abdarrahman (seufzend): „Darf ich Ihnen meinen ungestümen Sohn vorstellen. Prinz Faisal, mein jüngster Sohn. Sohn, das ist Rolf Seelmann-Eggebert, er berichtet für das deutsche Fernsehen. Herr Seelmann-Eggebert, Sie müssen meinen Sohn nicht wörtlich nehmen. Junge Leute eben, Sie kennen das sicher. Ich hab die Zügel schleifen lassen, und seitdem er auf dem CSD in Köln war … Vater sein ist nicht einfach, das kann ich Ihnen sagen. Haben Sie auch Kinder, Herr Seelmann-Eggebert?“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Ich versichere Euer Majestät meine vollste Anteilnahme. Königliche Hoheit, Sie waren schon in Köln? Auf dem CSD?“

Prinz Faisal: „Papa! Das muß doch nicht gleich ins Fernsehen! Das ist privat.“

Rolf Seelmann-Eggebert: „Hoheit, keine Sorge, das können wir nachher schneiden.“

Das vollständige Interview wird zu einem späteren Zeitpunkt im NDR ausgestrahlt. Das Bundesamt für magische Wesen bedankt sich bei Rolf Seelmann-Eggebert für die großen Mühen und beim Hofmarschallamt für die freundliche Zusammenarbeit.

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Hagen Ulrich

Hagen Ulrich wurde am 16.11.1967 in Celle geboren, ging dort zur Schule und kam zum Studium nach Bonn. Seine Interessen umfassen Themen der Politik, aber auch Länder und Kulturen des Maghreb und ganz besonders LGBT-Themen sowie Religion.

Seine Urban Fantasy Romane schreibt er für schwule junge Erwachsene, die Spaß haben an Fantasy, und als Jungs eben auch mal von einem fantastischen Traumprinzen, ob mit spitzen Zähnen, pelziger Gesichtsbehaarung oder sonstigen fantastischen Eigenschaften träumen. Fantasy ist für Hagen Ulrich aber nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein literarisches Stilmittel, mit dem sich Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft diskutieren lassen.

Er lebt mit Mann und sieben Katzen in Bonn am Rhein und hat dort 2013 mit anderen Autoren und Fantasyfans das Bundesamt für magische Wesen begründet. Der Fantasyautor genießt es, seine Bücher im Rosengarten des Bundesamtes für magische Wesen zu schreiben. Der Autor steht auch gern für Lesungen und Vorträge an Schulen zur Verfügung.

Hagen Ulrich schreibt Fantasyromane, die im Bundesamt für magische Wesen als Taschenbuch erscheinen, darunter die Reihe Hochzeit der Vampire. Die Bücher von Hagen Ulrich sind erhältlich im gutsortierten Buchhandel und im Onlinebuchshop des Bundesamtes für magische Wesen.

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