Referat für Queeres und Genderwesen

Gender-Ideologie: Bundesamt für magische Wesen gibt Entwarnung

Selbige wird auch als "Genderismus" bezeichnet, was wie eine ansteckende Krankheit klingt, deswegen sahen wir uns genötigt, zu recherchieren.

Die BAfmW-Frauenparkplätz*innen wurden gestohlen. Foto: Bundesamt für magische Wesen)
Die BAfmW-Frauenparkplätz*innen wurden gestohlen. Foto: Bundesamt für magische Wesen)

PFORZHEIM (BAfmW) Das Bundesamt für magische Wesen erhielt in den letzten Monaten häufiger Anfragen aus Kreisen besorgter Eltern bezüglich der “Gender-Ideologie”. Selbige wird auch als “Genderismus” bezeichnet, was wie eine ansteckende Krankheit klingt, deswegen sahen wir uns genötigt, zu recherchieren.

Dämonische Gender-Ideologie?

Beauftragt wurde Carmilla DeWinter, die sich als Sachbearbeiterin im Referat für Gleichstellung bereits etwas in das Thema eingearbeitet hatte.

So haben beispielsweise verschiedene Vertreter des Vereins Fidele Apöstelsche zu Rom e.V. (auch bekannt als “Katholische Kirche”) Schreiben zum Thema “Gender-Ideologie” verfasst. Auch Gabriele Kuby, Birgit Kelle und Pegida haben eine Meinung dazu. Unter anderem sei die “Gender-Ideologie” dämonisch und hätte die “Zerstörung der bislang gültigen familiären Ordnung” zum Ziel.

Das sind wilde Anschuldigungen, die selbstverständlich genauer untersucht werden mussten.

Was ist Gender-Ideologie?

Leider können wir Ihnen immer noch nicht genau sagen, was Gender-Ideologie eigentlich ist. Die besorgten Personen scheinen sich hier durch Glauben ein Gespenst selbst erschaffen zu haben, das sich zusammensetzt aus folgenden Umständen:

  1. Derzeit wird über die Ehe für Alle in Deutschland diskutiert.
  2. Manche Privatpersonen, Institutionen und Gruppen bemühen sich um geschlechtergerechte Sprache, weil Menschen (und Wesen) nachweislich unter “Autoren” etwas anderes verstehen als unter “Autorinnen”. Manche schreiben deswegen “Autor_innen” oder “Autor*innen”. Das ist der sogenannte Gender_Gap.
  3. Einige Menschen forschen darüber, wie das Verhältnis von Geschlecht zu Kultur, Gesellschaft sowie Wissenschaften ist. (“Gender Studies”).
  4. Dank eines besseren gesellschaftlichen Klimas trauen sich transexuelle, transgender und transidente Menschen (und Wesen) vermehrt an die Öffentlichkeit, um politische Forderungen zu stellen.
  5. Die “Queer Theorie” ist eine philosophische Strömung, die seit den 1980ern sexuelle Identitäten, Machtformen und Normen analysiert und dekonstruiert. Dabei entstehen Texte, die fast nur für Eingeweihte verständlich sind.

Alle diese Phänomene hängen nicht unmittelbar miteinander zusammen – so kommt es z.B. gelegentlich vor, dass Befürworter*innen der Ehe für Alle den Gender_Gap irgendwie doof finden, oder dass Befürworter*innen des Gender_Gap die Autor*innen im Bereich Queer Theory für zu elitär halten.

Da uns hier widersprüchliche Daten vorlagen, baten wir die Infernalische Kongregation für Glaubensfragen um Aufklärung. Die Infernalische Kongregation ist zu erreichen Via Vergil 665, Dis, Sechster Höllenkreis.

Was sagen die Dämon*innen zur Gender-Ideologie?

Ein Portrait von Lamia, Sprecherin der Infernalischen Kongregation
Ein Portrait von Lamia, Sprecherin der Infernalischen Kongregation

“Die Furcht vor der Gender-Ideologie ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Menschheit uns die Arbeit abnimmt”, gibt Pressesprecherin Lamia zu Protokoll. “In der Regel müssen wir Dämonen uns nicht mit Ideologien befassen. Die Menschheit neigt dazu, zu glauben, dass der gesunde Menschenverstand das Gegenteil von Gender-Ideologie ist, dabei handelt es sich beim gesunden Menschenverstand nur um eine Ideologie, die sehr viele Menschen teilen.”

Nach einem Beispiel gefragt, weist Lamia auf Folgendes hin: Als sich die Infernalische Kongregation gründete, war es beispielsweise gesunder Menschenverstand, dass die Erde flach sei, während nunmehr Anhänger*innen dieser Meinung mit dem Goldenen Aluhut für die absurdeste Verschwörungstheorie abgestraft werden.

Also?

“Wir beschäftigen uns gegenwärtig mit der Klassifikation von Dschinnen und Dunkelelfen. Diese Gruppen wurden durch Computerspiele der letzten beiden Jahrzehnte sehr verstört.” Lamia zeigt ihr beeindruckendes Gebiss. “Wirklich, wir haben keine Zeit, um uns um Ideologien zu kümmern, von denen einige Menschen glauben, dass sie existieren.”

Wir können Entwarnung geben!

Wie Sie sehen, haben unserere Recherchen ergeben, dass beim derzeitigen Streit um Akzeptanz und gleiche Rechte keine übernatürlichen Mächte Einfluss nehmen. Wie immer in solchen Fällen werden diese Spannungen von ganz alltäglichen Emotionen wie Neid und Angst verursacht.


Bildquellen: Wikimedia Commons

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Herbert_James_Draper,_Study_for_Lamia.jpg

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Carmilla DeWinter

Carmilla DeWinter. Jahrgang 81. Wenn sie nicht gerade ihrem bürgerlichen Beruf als Apothekerin nachgeht, schreibt sie. Zu lesen gibt es hauptsächlich Phantastik. Carmilla DeWinter schreibt lieber Drama als Action und hat eine Schwäche für Figuren, die zum queeren Buchstabensalat gehören - also Figuren, die schwul, lesbisch, bi, trans*, asexuell, etc. sind. Nebenbei ist sie Mitarbeiterin im "Bundesamt für magische Wesen", einem Zusammenschluss deutschsprachiger Fantasy-Autor en und Autorinnen.

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