Hethitologie

Die Hethitologie, seltener auch Altanatolistik genannt, ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie umfasst vorrangig Sprache, Geschichte, Kultur, Religion und Archäologie des altanatolischen Volkes der Hethiter, im weiteren Sinne auch anderer Kulturen und Völker des altanatolischen Altertums.

Die Bezeichnung Hethitologie ist ebenso wie die Bezeichnung Hethiter für das bedeutendste altanatolische Volk und Hethitisch für dessen Sprache im Grunde falsch. Sie geht auf die biblische Bezeichnung Hittim zurück. Das ist jedoch inkorrekt, weil Hittim eine Bezeichnung für Syrer des 1. Jahrtausends v. Chr. war und nicht für das heute so bezeichnete altanatolische Volk des 2. Jahrtausends v. Chr. Die Hethiter nannten ihre Sprache nach der Stadt Neša-Kaneš als našili, nešili oder nešumnili. Sich selbst nannten sie nach dem Namen ihrer Hauptstadt Leute von Ḫattuša. Von den Akkadern wurden ihre Heimat Land Ḫatti, von den Ägyptern Land Hata genannt.

Die eigentlich fehlerhafte und anachronistische Bezeichnung Hethiter ist mittlerweile in der Wissenschaft fest eingebürgert und wird als traditioneller Terminus beibehalten.

Die Hethitologie befasst sich im engeren Sinne mit der Geschichte, Sprache und Kultur sowie den materiellen Hinterlassenschaften des Volkes der Hethiter, das im 2. vorchristlichen Jahrtausend ein etwa 450 Jahre lang bestehendes Großreich in Zentralanatolien und Nordsyrien errichtet hatte. Wichtigste Stadt war die Hauptstadt Ḫattuša.

Im weiteren Sinne beschäftigt sich die Hethitologie – dann auch zum Teil Altanatolistik genannt – mit den Sprachen, der Geschichte, der Kultur und Religion sowie der Archäologie des ganzen Altanatoliens. Das beinhaltet einen Zeitraum, der vom Neolithikum bis in die Zeit des Hellenismus reicht. Zum Teil werden Sprachen wie Palaisch, Luwisch (Keilschrift-Luwisch und Hieroglyphen-Luwisch), Hattisch und Hurritisch behandelt, deren Zeugnisse man in hethitischen Archiven fand. Hinzu kommen Sprachen wie Lydisch, Phrygisch (beides oft zu Lydisch/Phrygisch zusammengefasst), Lykisch und andere. Damit sind auch ein Teil der Völker, Reiche und Landschaften benannt, mit denen sich die Hethitologie beschäftigt, also neben den Hethitern mit den Hattiern, Luwiern, Palaern, dem Reich Mittani und den Urartäern sowie mit den Landschaften Mysien, Lydien, Karien, Ionien, Lykien, Pamphylien, Pisidien, Kilikien, Bithynien, Pontos, Paphlagonien, Phrygien, Kappadokien und Teilen Armeniens. Doch treten all diese Völkerschaften und die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen hinter die Hethiter und deren Erforschung zurück.

Die Hethitologie selbst ist ein Teilgebiet der Altorientalistik. Das rührt nicht nur von der Verbindung der altorientalischen Kulturen her, sondern auch von der aus Mesopotamien/Nordsyrien entlehnten Keilschrift. An den meisten Universitäten wird Hethitologie auch innerhalb der Indoeuropäistik betrieben.

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