Auflage: 1. Der Text des Neusatzes folgt den Ausgaben von 18. Auflage08 und 18. Auflage32 in der Revision der Hamburger Ausgabe von 1948 ff., erschienen am 05.06.2022
Zum Text (Faust I) Die Handlung von »Faust I« verbindet die Gelehrtentragödie (Tragödie des Gelehrten Faust) und die Gretchentragödie. Heinrich Faust, wie sein historisches Vorbild Johann Georg Faust (ca. 1480-1538) ein nicht mehr junger, aber angesehener Forscher und Lehrer zu Beginn der Neuzeit, zieht eine selbstkritische Lebensbilanz. Er ist beruflich und privat durch und durch unzufrieden: Als Wissenschaftler fehle es ihm an tiefer Einsicht und brauchbaren Ergebnissen und als Mensch sei er unfähig, das Leben in seiner Fülle zu genießen. Tief deprimiert und lebensmüde geworden, verspricht er dem Teufel Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, Faust von seiner Unzufriedenheit zu befreien und für stetige Abwechslung zu sorgen. Mephisto schließt mit Faust einen Pakt in Form einer Teufelswette. Der Teufel Mephisto, dem neben Zauberkräften auch Humor und Charme zu Gebote stehen, ist bestrebt, Faust vom rechten Weg abzubringen. Er verwandelt ihn zurück in einen jungen Mann, nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Welt und hilft ihm, die Liebschaft mit der jungen Margarete (Gretchen) einzufädeln, einer naiven, sehr jungen Frau, in die sich Faust sofort verliebt, nachdem ihm Mephisto einen Zaubertrank übergeben hat. Faust richtet die junge Frau zugrunde, indem er sie verführt und dabei schwängert und indem er den Tod von Gretchens Mutter und Bruder herbeiführt. Gretchen bringt ein uneheliches Kind zur Welt, tötet es, aus Verzweiflung halb wahnsinnig geworden, und wird daraufhin verhaftet. Faust will sie mit des Teufels Hilfe vor der Hinrichtung retten; er versucht vergeblich, sie zur Flucht zu überreden, kann sie aber nicht vom Wahnsinn erretten. Er muß sie schließlich ihrem Schicksal und der Gnade Gottes überlassen. [Wikipedia] Zum Text (Faust II) Das Drama besteht aus fünf Akten, die in sich abgeschlossene Inhalte haben. Im Mittelpunkt steht die Person Faust, der sich stetig weiterentwickelt. Er wird zum sozial und geschichtlich handelnden Unternehmer, scheitert auch in dieser Rolle, obgleich er noch am Ende meint, seiner politischen Vision einer freiheitlichen Weltordnung gedient zu haben. Faust widmet sich verschiedenen Tätigkeiten und entspricht damit einem Ideal der Klassik: Der Mensch soll alle seine Fähigkeiten ausbilden. Als Künstler schafft er im ersten Akt ein Schauspiel, scheitert aber daran, es in die Wirklichkeit zu übertragen. Im dritten Akt begibt sich Faust auf eine Zeitreise durch die Epochen. Dabei wird der nordisch-romantische Künstler Faust mit der griechisch-klassischen Helena, dem Sinnbild der Schönheit in der Antike, verheiratet. Das Produkt dieser Synthese, ihr gemeinsamer Sohn Euphorion, der, kaum geboren, blitzschnell zum leidenschaftlichen jungen Mann heranwächst, steht für den Geist der Poesie. Mit ihm veranschaulicht Goethe, wie es zur Deutschen Klassik kam: durch Rückbesinnung der deutschen Kunst auf die Antike. Der frühe Tod Euphorions (eine Anspielung auf den von Goethe verehrten Zeitgenossen und Dichterkollegen Lord Byron) läßt Faust zu der Erkenntnis kommen, daß die Poesie, das Kind der Schönheit und der Kraft, die Welt nicht dauerhaft verändern, sondern nur flüchtige Eindrücke erschaffen kann.
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