Zum Sterben gut
Für viele sind Friedhöfe ein Ort der Trauer, des Gedenkens und vielleicht sogar des Grauens. Rosie Grant lässt sich dort dagegen zum Backen inspirieren.
Washington (AFP) – Für viele sind Friedhöfe ein Ort der Trauer, des Gedenkens und vielleicht sogar des Grauens. Rosie Grant lässt sich dort dagegen zum Backen inspirieren: Die US-Bibliothekarin spürt Grabsteine auf, auf denen Rezepte verewigt sind, backt diese nach und veröffentlicht das Ergebnis auf der Video-Plattform Tiktok. Ob Spritzgebäck, Aprikosen-Crumble oder Heidelbeerkuchen – die Videos mit den schaurig-leckeren Rezepten finden hunderttausende Zuschauer.
Grabsteine mit Rezepten
Die 33-Jährige kam auf die Idee, als sie ein Praktikum im Digital-Archiv eines Friedhofs der US-Hauptstadt Washington absolvierte. Sie fand zu ihrer Überraschung heraus, dass auf einigen Grabsteinen nicht nur die Namen und die Lebensdaten der Verstorbenen stehen – sondern Rezepte, die den Toten zu Lebzeiten offenbar besonders am Herzen lagen.
Das erste Rezept, auf das die inzwischen in Los Angeles lebende Grant stieß, war Spitzgebäck einer 2009 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Frau. „Auf ihrem Grabstein standen tatsächlich die Zutaten für die Cookies“, sagt die Tiktokerin. „Ich habe mir gesagt: ‚Das ist unglaublich. Was ist das? Was ist das Rezept? Nach was schmeckt es?‘ Ich war so neugierig.“
Die Rezepte sind: „Zum Sterben gut“
Immer wieder wird die 33-Jährige auch von Nachfahren der Verstorbenen – wohlgemerkt alles Frauen – kontaktiert, deren Rezepte sie nachbackt. „Viele haben Enkel und Urenkel, die auf Tiktok sind“, sagte sie. „Einige haben die Videos kommentiert und geschrieben: ‚Hey, das ist meine Großmutter, das ist das Rezept, das wir gemacht haben, und ich empfehle dir, es so zu machen.‘ Das ist richtig cool!“
Für Halloween knöpfte sich Grant ein neues Rezept vor – Aprikosen-Eis. Das daraus entstehende Tiktok-Video sollte mit dem Satz enden, den Grant für all ihre Rezepte nutzt: „Zum Sterben gut“.
fs/gt
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