Dem Hass entgegentreten – Das Fassadenprojekt des BAfmW wurde am 21.9. von Staatssekretär Ulrich Kelber eingeweiht
Am 13. Juni 2016 starben bei einem Attentat auf den Club Pulse in Florida 49 Menschen. 53 weitere wurden schwer verletzt, als der religiös motivierte Attentäter Omar Mateen den bei Schwulen und Lesben beliebten Club betrat und kaltblütig jeden erschoss, den er erreichen konnte.
BONN (BAFMW) – Am 13. Juni 2016 starben bei einem Attentat auf den Club Pulse in Florida 49 Menschen. 53 weitere wurden schwer verletzt, als der religiös motivierte Attentäter Omar Mateen den bei Schwulen und Lesben beliebten Club betrat und kaltblütig jeden erschoss, den er erreichen konnte. 49 junge Menschen, die feiern wollten, die Spaß haben wollten, die liebten und geliebt wurden, mussten sterben, weil das islamistisch gefärbte Weltbild des Attentäters es nicht zuließ, dass Menschen einander lieben und ein Leben gemeinsam verbringen wollen.
Es haben sich erschütternde Szenen abgespielt. Herbeigeeilte Eltern mussten erleben, dass ihre Kinder wenige Meter von ihnen entfernt ermordet worden, ohne dass sie helfen konnten. Manche erhielten noch eine letzte SMS ihrer Söhne und Töchter, bevor diese brutal hingemetzelt wurden.
Nach diesem furchtbaren Attentat wurden neben den zahlreichen Beileidsbekundungen auch Stimmen religiöser und rechter Kreise laut, die das Attentat als Gottes gerechten Zorn auf die Perversen ansahen. Baptistische Pastoren wie Steven Anderson äußerten sich abfällig über die Opfer.
Zwei dieser Opfer waren ein junges Paar, das hatte heiraten wollen und dann gemeinsam begraben wurde. Ihr Bild, das zwei fröhliche und glücklich verliebte junge Männer zeigte, ging um die Welt. Christophers Mutter stand weinend vor dem Pulse und gab ein Interview, nicht wissend, ob ihr Sohn noch am Leben war. Statt zu heiraten, wurden Juan Ramon Guerrero und Christopher Leinonen in einem gemeinsamen Grab von den trauernden Eltern begraben.
Vor einigen Wochen wurde der 17-Jährige Itaberli Lozano von seiner eigenen Mutter Tatiana Lozano Periera ermordet, weil er schwul war. Seine verbrannten Überreste konnten nur anhand eines Armbandes identifiziert wurden, das der Junge trug. 2016 starb Shira Banki nach dem Attentat eines irren Juden. Das Mädchen hatte mit Freunden während des Gay Pride in Tel Aviv feiern wollen und fiel dem Hass des ultraorthodoxen Juden Yishai Schlissel zum Opfer, der ihr ein Messer in den Rücken stieß. Die Liste der Opfer religiösen und rechten Irrsinns, deren Namen hier stehen könnte, ist zu lang.
In Israel verweist Oberrabbiner Schlomo Amar auf die Todesstrafe für Homosexuelle, in vielen islamischen Staaten werden Schwule bis hin zur Ermordung verfolgt und in Deutschland agitieren katholische Repräsentanten, darunter Bischof Algermissen, aber auch Evangelikale, Besorgte Eltern und AfD gegen die Rechte queerer Menschen. Auch in Deutschland, wo es zwar glücklicherweise keine Todesopfer gibt, passiert es immer wieder, dass queere Jugendliche, Partygänger oder Personen, die für schwul oder lesbisch gehalten werden, angegriffen und teilweise schwer verletzt werden.
Niemals dem Hass nachgeben!
Wir möchten diese furchtbaren Verbrechen, welche diese geistigen Brandstifter, Mörder und Terroristen begingen, als Motiv für die Bemalung einer Fassade des Bundesamtes für magische Wesen nehmen und damit jenen entgegentreten, die aus religiöser und rechter Gesinnung heraus Schwule und Lesben diskriminieren und Gewalt gegen friedlich Feiernde als legitimes Mittel betrachten oder billigen.
Im Stile eines Barockaltargemäldes soll auf der Fassade des Amtes ein Bild entstehen, welches mit seiner Motivwahl ein Zeichen gegen religiösen Hass und Intoleranz setzt. Unter dem Symbol des Fliegenden Spaghettimonsters als Symbol gegen religiösen Wahn und Bigotterie, egal ob christlicher, jüdischer oder muslimischer Provenienz, werden zwei Fantasycharaktere in liebender Pose abgebildet und die Beiden werden die Gesichtszüge von Juan Ramon Guerrero und Christopher Leinonen tragen. Auch die Gesichter anderer Opfer wie Shira Banki oder Itaberli Lozano werden eingearbeitet.
Zu Füßen der beiden finden sich Gesichter jener dämonischen Existenzen wieder, die die Gesellschaft spalten, die Hass und Hetze predigen und ihr völkisches Weltbild oder ihren religiösen Wahn auf Kosten einer offenen Gesellschaft ausleben wollen.
Machen Sie mit!
In Deutschland herrscht in Teilen der Gesellschaft ein Klima und eine Diskussionskultur, besser gesagt eine Hetz- und Beleidigungskultur, die von rechten Kreisen initiiert wurde. Auf Kosten von Minderheiten wird Politik gemacht, die Nutzung übelst populistischer Vokabeln und das Hervorkramen einer aus guten Gründen suspekten völkischen Denkweise sowie das Schüren von Ängsten wird als gesellschaftsfähig betrachtet. Aber das ist eine schrille braune Minderheit und die Mehrheit der Deutschen lehnt das ab. Wir möchten dieser stillen Mehrheit die Möglichkeit geben, diesen Hasspredigern entgegenzutreten und haben dafür dieses Projekt gestartet.
Die von einem Zinkblech bedeckte Fassade des Bundesamtes für magische Wesen wird renoviert. Nach Entfernung des Bleches wird ein Putz aufgetragen, der dauerhaft ist und das Bild aufnimmt, mit dem wir Position beziehen gegen den Hass aus rechten und religiösen Kreisen. Die Illustratorin Slipped Dee arbeitet derzeit an den Entwürfen, die wir Ihnen spätestens auf der Leipziger Buchmesse vorstellen wollen.
Mit Ihrer Unterstützung zeigen Sie Flagge für eine offene Gesellschaft, für eine vielfältige Gesellschaft, die sich nicht von vermeintlichen Alternativen beeinflussen lässt.
Update 1
Das Plugin, welches ein Crowdfunding für dieses Projekt auf unseren Seiten durchführen sollte, kollidierte leider mit anderen Seitenelementen und verursachte einen irreparablen Schaden in der Installation. Die Webseite musste daraufhin Beitrag für Beitrag, Bild für Bild und Artikel für Artikel mühsam neu installiert werden. Wir setzen unser Fassadenprojekt jedoch fort. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann das am besten mit dem Kauf unserer Shopartikel tun. Insbesondere die Illustrationen, die von mandelbrot für den Urban Fantasy Roman Böses Blut der Vampire gezeichnet worden sind, gibt es als großformatige Drucke in A3 und A4 als Dankeschön für Spender.
Update 2 – And the winner is: Beatrix von Storch
Es war noch Platz zwischen Bischof Laun, Kalif Al Bagdadi und Yishai Shlissl in der Galerie der homophoben Mörder, Hetzer und geistigen Brandstifter. Den Lesern von queer.de wurde die Entscheidung überlassen, welches Gesicht eines Politiker oder einer Politikerin am besten zwischen diese Horrorgestalten passen würde.
Die Leser von queer.de haben mit satter Mehrheit und von Anfang an nahezu uneinholbar für Beatrix von Storch votiert. Wie die anderen Kandidat*innen abgeschnitten haben, kann hier eingesehen werden: Abstimmungsergebnis
Update 3 – Einweihung
Am 21. September um 10 Uhr übergibt Staatssekretär Ulrich Kelber, MdB, das Bild der Öffentlichkeit. Gäste sind herzlich willkommen.
Update 4 – Die endgültige Fassung
Soeben kam die Druckdatei der finalen Version. Sie wird jetzt von der Bonner Fahnenfabrik weiterverarbeitet, auf eine Plane aufgezogen und für die Montage vorbereitet. Dazu gehört auch eine Rahmenkonstruktion, in die das fertige Bild eingespannt wird.
Update 5 – Die Einweihung und Übergabe an die Öffentlichkeit
Am 20. September installierten die Mitarbeiter der Bonner Fahnenfabrik Rahmen und Bild an der Nordfassade des Bundesamtes für magische Wesen und am folgenden Tag konnte das Projekt mit der Einweihung durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, Ulrich Kelber, MdB, der Öffentlichkeit übergeben werden.
Und jetzt hängt es. Das Bild „Gegen den Hass der Rechten und Religiösen“. Wir danken unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, ohne deren Hilfe wir dieses Projekt nicht hätten verwirklichen können