Das Amt, die Ehe für Alle und der Kölner an und für sich
In Köln hatte eine radikalchristliche Gruppe aus dem evangelikalen Milieu die Ankunft der Demo für Alle angemeldet. Die Initiatorin kommt aus dem politischen Christentum, das im Umfeld der rechtsextremistischen AfD beheimatet ist
KÖLN (BAFMW) – In Köln hatte eine radikalchristliche Gruppe aus dem evangelikalen Milieu die Ankunft der Demo für Alle angemeldet. Die Initiatorin kommt aus dem politischen Christentum, das im Umfeld der rechtsextremistischen AfD beheimatet ist und wollte in Köln vor dem Dom gegen die bevorstehende Einführung der Ehe für alle demonstrieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte erkannt, dass es sinnlos war, weiterhin gegen die Ehe für Alle zu opponieren und gab die Abstimmung in der CDU/CSU-Fraktion frei. Die Ehe für Alle sollte kein Thema im kommenden Bundestagswahlkampf sein. Mit der Aufhebung des Fraktionszwanges war klar, dass die Ehe künftig auch für schwule und lesbische Paare
Das politische Christentum vor dem Dom
Es trafen also eine gute Handvoll Vertreter des politischen Christentums rund um Hiltrud von Beverfoerde mit einem Reisebus ein und bezogen auf einem kleinen Parkplatz am Kölner Hauptbahnhof Stellung. Beschützt wurden sie von zahlreichen Sicherheitskräften des Kölner Ordnungsamtes und der Polizei. Angekündigt hatten sich zahlreiche Gegendemonstranten aus der Kölner Schwulen und Lesbenszene, denn in Köln gegen die Ehe für alle zu demonstrieren ist in etwa so, als wolle man im Vatikan gegen den Papst demonstrieren. Man muß mit Gegenwind rechnen – in diesem Fall Hunderte Gegendemonstranten aus allen Gruppen der Gesellschaft, die sich gegen die rechtsextremistische AfD und ihr Umfeld stellen..
Das Amt aller Ämter war auch bei den Gegendemonstranten dabei und zeigte Präsenz vor dem Kölner Dom mit seinem Dienstwagen. Nun ist es so, dass auf diesem Platz gewöhnlich keine Autos mit Ausnahme blausilbern „dekorierter“ Einsatzfahrzeuge von Polizei und Ordnungsamt zu finden sind. Insofern fiel das Einsatzfahrzeug des BAfmW erst einmal nicht weiter auf.
Irgendwann fiel es auf und zwei Beamte kontrollierten uns. Wer man denn sei, was man wolle und überhaupt, wollten die Polizisten wissen. Normal und völlig in Ordnung. Polizei und Ordnungskärfte entschieden, dass es legitim sei, mit dem BAfmW-Einsatzfahrzeug an der Gegen-Demo teilzunehmen, schließlich war das politische Christentum ja auch mit einem auffällig dekorierten Bus präsent.
Etwas kritisch beäugt wurde das Auftreten der Ordnungskräfte von einigen Gegendemonstranten, denen ein gewissen Misstrauen gegenüber den Uniformierten anzusehen war.
Als die Beamten sich gerade entfernten wollten, kam ein älterer Herr dazu. Geschätzt etwa 70 bis 80 Jahre alt, vermutlich leicht schwerhörig, er sprach etwas lauter, so dass alle im Umfeld von fünf, sechs Metern bestens am Geschehen beteiligt wurden.
Aus Gründen der Verständlichkeit fügen wir eine Übersetzung hinzu, da nicht alle Leser der rheinischen Variante der deutschen Sprache mächtig sind.
Der Kölner, die Ehe für Alle vs. Demo für Alle
Kölner (auf den BAfmW-Dienstwagen zeigend): „Wat iss dat dann?“ (Wären Sie so freundlich, mir zu sagen, um was es sich dabei handelt?)
Amt, ebenfalls auf das Auto mit dem beschrifteten Rückfenster zeigend: „Steht da doch!“
Kölner: „Lesen kann isch auch! Bundesamt für majische … Wat iss dat?“ (Ich habe es gelesen, aber mir ist Ihre Behörde, deren Bedeutung sicher nicht hoch genug einzuschätzen ist, völlig unbekannt. Wofür sind Sie denn zuständig?)
Amt: „Wir sind für Hexen und Vampire zuständig.“
Die beiden neben dem Amt mit seinem Dienstfahrzeug stehenden Polizisten tragen eine völlig neutrale Miene zur Schau, nach dem Motto: „Schauen wir mal, was passiert.“
Kölner: „Wat? Sowat jiddet?“ (Oh, das war mir bisher völlig unbekannt!“)
Amt: „Natürlich gibt es das Bundesamt für magische Wesen. Wir stehen doch vor Ihnen und wir sind keine Fata Morgana.“
Kölner: „Nä, dat nit. Evver dat et dat jitt! Und wat mähste he mit ding Ampt?“ (Natürlich sind Sie keine Fata Morgana. Ich bin nur – gelinde gesagt – etwas überrascht. Was machen Sie denn hier?“
Amt, auf die Vertreter des politischen Christentums zeigend: „Da vorn demonstrieren Personen dagegen, dass schwule Jungs demnächst einander heiraten dürfen.“
Kölner, läuft rot an, wird lauter: „Ja die spinnen ja auch total…“
Der alte Herr holt Luft, will offensichtlich loslegen.
Eskaliert die Situation?
Die beiden neben dem Amt stehenden Polizisten machen einen Schritt nach vorn, zwischen den alten Herrn und die Gegendemonstranten. Die Polizisten sind leicht alarmiert, denn es deutet sich Konfliktpotential an. Die in Hörweite stehenden Gegendemonstranten aus den Reihen der Ehe-für-Alle-Befürworter schauen leicht säuerlich drein. Was will der sch… Nazi hier, soll er doch gleich zu den AfDlern gehen.
Kölner: „Isch sün mit ming Aal zick drissig Johr verhierat, wenn sich die Jungs dat Elend antun wolln – sollense doch!“ (Mit meiner liebreizenden Gattin führe ich seit über dreißig Jahren eine überaus harmonische Ehe und das wünsche ich auch schwulen Jungs!“
Das ist quasi die kölsche Einstellung gegenüber dem Leben an und für sich, die im kölschen Grundgesetz angelegt ist – irgendwo zwischen „Mach et jot – evver nit ze off“ und „Et hätt noch immer jot jejange!“ Jedenfalls sind die beiden Beamten beruhigt, schließlich müssen sie nicht eingreifen. Auch die Gegendemonstranten sind sichtlich entspannt und freuen sich, dass jemand aus dieser Generation offensichtlich auf ihrer Seite ist.
Bei den Demonstranten ist das etwas anders, unter dem Gelächter der Gegendemonstranten geht Kevin X., Vertreter des Politischen Christentums pullern, läßt sich aber von einem halben Dutzend Polizisten begleiten. Er hat Angst. Die Kölner Schwulen- und Lesbenszene ist aber auch als sowas von brutal bekannt.
Damit ist dem Wissensbedürfnis des alten Herrn aber noch nicht Genüge getan.
Kölner: „Evver wat hat dat mit ding Ampt ze don?“ (Mir ist noch nicht ganz klar, was die Rolle des Bundesamtes für magische Wesen dabei ist und warum Sie hier sind?“
Amt: „Wenn es Hexen und Vampire gibt, dann gibt es auch lesbische Hexen und schwule Vampire!“
Kölner, fassungslos: „Wat? Schwule Vampire jiddet jezz auch schon?“ (Das finde ich aber schön, dass sich jetzt auch die schwulen Vampire an die Öffentlichkeit wagen!“
Amt, auf den Kölner Dom zeigend: „Sicher doch. Der Laden behauptet, dass es Engel gibt. Und das ist nur ein Verein. Wir sind ‚vom Amt‘!“
Es war der Augenblick, wo die beiden Polizisten sich nicht mehr halten konnten. Wir haben den alten Herrn natürlich über Sinn und Zweck von Bonns wichtigster Behörde überhaupt aufgeklärt. Vor Lachen bekam der Gute fast das Herzklabastern …
Die Demo für alle vor dem Landtag in Düsseldorf
Einige Zeit später tauchte die sogenannte „Demo für Alle“ dann auch in Düsseldorf vor dem Landtag auf. Es war wieder eine sehr überschaubare Veranstaltung, und die einzigen Abgeordneten, die sich für das Anliegen der Vertreter des politischen Christentum interessierten, waren Vertreter der AfD. Nicht überraschend, wenn man die Verbindungen der Initiatoren der sog. „Demo für Alle“ kennt.